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Ostergießen |
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Schöne Mädchen zu begießen
ist des Knaben Freudentag, darum woll´n wir Dich (Euch) begießen, heut´ am zweiten Ostertag. Spruch der Burschen der Siebenbürger Jugend Oberösterreich zum Ostergießen (Zitiert nach Ingrid Schuller, Referat für Frauenarbeit und Brauchtumspflege der Siebenbürger Sachsen Österreich)
Ingrid Schuller vom Referat für Frauenarbeit und Brauchtumspflege der Siebenbürger Sachsen Österreich schreibt: Österliches Spritzengehen Bei uns daheim in Siebenbürgen gab es vor langer Zeit allerlei seltsame Osterbräuche, von denen heute nur die gelehrten Herren etwas wissen oder die alten Leute in den entlegenen Dörfern. Am Ostermorgen wanderte die Jugend, ehe es tagte, auf eine Anhöhe, um das Osterlamm in der aufgehenden Sonne zu erblicken; es mußte freilich ein unbedeckter Himmel sein. Mitten im feurigen Ball saß das himmlische Lamm; Burschen und Mädchen hatten so gute Augen, daß sie es in seiner Holdseligkeit erschauen konnten, wie es das Haupt mild zur Erde senkte, den Kreuzstab etwas ungeschickt an die Brust gelehnt, denn es hatte ja keine Hände; an Farbe und Gestalt ähnelte es zum Verwechseln den wächsernen winzigen Lämmlein, die der Dorfkrämer feilbot. Als ich vor dem Ersten Weltkrieg ein Kind war, achteten die meisten Leute die alten Gebräuche schon nicht mehr; ich glaube übrigens nicht, daß unsere Augen das Lamm ohne weiteres im glühenden Sonnenball hätten ersichten können. Aber eine Sitte befolgten wir streng und mit Lust; sie ist heute noch nicht tot und beglückt die Jugend, wo immer ein Häuflein Siebenbürger beisammen haust, ob daheim, wo viele, viele Tausende von uns leben, oder in Deutschland oder Amerika und wohin uns das Schicksal verstreut haben mag. Am Ostersonntag gingen wir zur Kirche, wir heiligten darauf das Fest auch mit gewaltigen Mahlzeiten und tranken Wein, doch erst am Montag kam dann das Köstliche und Lustige, die schönste Freude. Man durfte – um es gleich zu verraten – den Mädchen ein wenig auf den Leib rücken, in Ehren, versteht sich, aber es klopfte uns Jünglingen das Herz dabei, und den Jungfrauen wohl nicht minder, denn ihre Gesichter glühten unter Gelächter und Abwehr wie der Sonnenball. Selbst dem kleinsten Buben war dieselbe Freiheit zugestanden. Hosenmätze, die kaum auf den Beinen wackeln konnten, wagten sich dem weiblichen Geschlecht wie die erwachsenen Burschen zu nahen. Man ersieht daraus, daß es nichts Schlimmes war. Am Vormittag sah man in jedem Ort die kleinsten Buben bis zu den reifen Junggesellen, das Fläschchen angriffslustig in der Hand, die Häuser reihum aufsuchen, wo ihnen Mädchen bekannt waren. Es war üblich, höflich anzuklopfen, sittsam einzutreten, das Fläschchen schwenkend zu fragen, ob es erlaubt sei, worauf die Mädchen und ihre Mutter nickten, den Hals einzogen, sich abwendeten und den feuchten Segen in Empfang nahmen. Man saß ein Weilchen um den Tisch, knabberte Gebäck, trank ein Gläschen und empfahl sich. Die armen Weiblein hatten es da schlimmer, nicht weil sie so viele Eier und Orangen wegschenken mußten – das kam ja wieder herein, sofern sie Brüder hatten – und was kosteten bei uns schon Eier! Aber das Gemisch verschieden duftender Wässerchen saß in Haar und Kleidern tagelang fest. Da mußte man schon einige Eimer über den Kopf gießen, um wieder nach sich selbst zu riechen. Meine Mutter und meine Schwester wurden am Ostermontag nicht bloß von den Angestellten meines Vaters beglückt, von allen jungen und sogar von den dicken alten Junggesellen; der eine spritzte Veilchendüfte, der andere Kölnisch Wasser, der nächste Lavendel; ach, es drangen außerdem auch die Gutsknechte, Kutscher, Tagelöhner und Arbeiter, zusammen ein Hundert und mehr, ins Haus, und es waren darunter welche, die einen Himbeerbonbon in Wasser auflösten und damit spritzten. Das roch nur wenig, es klebte aber arg. Siehe auch: Ostermontag Andere Bräuche in der Kategorie Siebenbürgische Bräuche:
Christleuchter, Kronenfest Andere Bräuche in der Kategorie Ostern: Oaradln, Ostereier, Osterhase, Ostermarkt, Ostermontag, Osternacht, Ostersonntag, Osterstrauch, Triduum sacrum, Weißer Sonntag |
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