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Herbergssuchen und Frautragen |
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„Wir suchen eine warme Kammer für eine Mutter und ihr Kind, die ausgewiesen in den Jammer und überall vertrieben sind.“
Mutter des Hauses: „Komm, Herr Jesus, komm herein, wir wollen deine Herberge sein.“ (Siehe Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz 1993, S. 102)
Das Frautragen oder Herbergssuchen gehört zu den stillen, nach außen hin wenig bekannten Bräuchen im Advent. Da wird kein Aufsehen gemacht, es erfolgen keine großen Ankündigungen und auch sonst geht es ums Frautragen und Herbergssuchen beinahe heimlich zu. Beim Frautragen wird ein Marienbild oder eine Marienstatue ("Die Frau" oder "die Herberg'") jeden Abend in der Pfarre oder Nachbarschaft herumgereicht. Diese „wandert“ so von Familie zu Familie, die sie für je einen Tag aufnimmt und sie mit einem Rosenkranzgebet und Adventliedern begrüßt bzw. verabschiedet. Beim Herbergtragen ist es eine Darstellung der schwangeren Maria (Maria gravida) auf dem Esel neben Josef, die als Objekt der Andacht die Herbergsuche der Gottesmutter darstellen soll. Diese Adventbräuche werden lokal unterschiedlich ausgeführt. Meist wird das Herbergssuchen oder Frautragen in den neun Tagen vor dem Christtag ausgeführt, mancherorts aber auch schon mit Adventbeginn. Konsulent Fritz Hagendorf aus Linz berichtet über das Frauentragen in der Pfarre St. Paul zu Pichling: In früheren Jahren waren in der Pfarre St. Paul zu Pichling drei bis vier Bilder unterwegs, dann jedoch wurde es ruhig um diesen Adventbrauch. Seit dem Jahr 1989 wird dieser Brauch nur mehr von der Tanzgruppe „Fröhlicher Kreis“ gepflegt. Ein Marienbild wird ab 15. Dezember bis zum Heiligen Abend von Familie zu Familie gebracht, dabei wird um Herberge für eine Nacht gebeten. Das derzeit verwendete Bild stammt aus meinem Elternhaus und wurde im Gedenken an meine verstorbene Mutter von uns der Pfarre zur Verfügung gestellt. Die für den Transport dieses Marienbildes in Verwendung stehende „Kraxe“ wurde freundlicherweise von Josef Anzinger angefertigt. Durch unsere Gemeinschaft wird dieses Bild täglich in eine andere Familie aus dem Umfeld des „Fröhlichen Kreises“ gebracht. Die Freude, dass dieses Bild auch bei älteren oder kranken Personen für eine Nacht Herberge finden kann, ist ein besonderes Ziel dieses Brauches. Wenn dies dann bei der Abholung dankbar mit den Worten „Ich hab das Bild die ganze Nacht bei mir am Nachtkästchen stehen gehabt“ erwähnt wird, so erkennt man den eigentlichen Sinn des Frauentragens noch weit besser. Eine bescheidene, besinnliche Feier nach jeweils eigener zwangloser Gestaltung rundet die Ankunft des Bildes ab, die dann mit einem netten Beisammensein der Anwesenden ausklingt. Dazu sind meist Nachbarn und Bekannte der jeweiligen Herbergsfamilien eingeladen. Am nächsten Abend trägt dann diese Familie das Bild wieder weiter. Das Marienbild findet in jeder Nacht eine andere Herberge und die Beteiligten erfahren so eine besinnliche Einstimmung in der sonst von großer Hektik geprägten Zeit vor Weihnachten. Zur Kindermette kommt das Marienbild wieder zurück in die Pfarre. Es wird fallweise auch von Kindern mit ihren Laternen bei der jeweiligen Familie abgeholt und gemeinsam zur Kindermette gebracht. So soll das Verständnis für eine derartige Verehrung der Gottesmutter geweckt werden. Wir in Pichling spüren, dass das Dabeisein auch für die Kinder ein großartiger Beitrag zur Vorbereitung auf Weihnachten sein kann.
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Marienbild in der Pfarre St. Paul zu Pichling Foto/Fritz Hagendorf Frauentragen in der Pfarre St. Paul zu Pichling. Das Marienbild wird auf einer "Kraxe" zur nächsten Familie getragen. Foto/Fritz Hagendorf Frauentragen in Pichling. Bei der Feier in der Herbergsfamilie. Foto/Fritz Hagendorf Am Heimweg mit dem Marienbild auf der Kraxe. Pfarre St. Paul in Pichling. Foto/Fritz Hagendorf |
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