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Dorfhauptmann in Nebelberg

behandelt auch die Begriffe: Haptstecka
     
 
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?

Kategorie:
Christi Himmelfahrt

 

Symbolik und Aufgabe des Haptsteckens (Hauptmannstab) von Nebelberg

In dem von der OÖ. Landesregierung verliehenen Gemeindewappen (6. September 1992) für die Gemeinde Nebelberg befindet sich ein Dreiberg, welcher sechsmal gespalten ist und somit vier grüne Streifenfluren zum Tragen kommen.
Der Dreiberg steht symbolisch für den Gemeindenamen "NebelBERG". Die vier Streifenfluren sollen die vier Ortschaften der Gemeinde Nebelberg (Heinrichsberg, Nebelberg, Stift am Grenzbach und Vordernebelberg) darstellen. Weiters sollen diese Streifenfluren die naturerhaltene Landschaft von Nebelberg symbolisieren (keine Grundzusammenlegung usw.)

Ein weiteres Merkmal des Gemeindewappens ist der Haptstecken (Hauptmannstab).

Der Haptstecken als Nachrichtenübermittler

In den Ortschaften Heinrichsberg und Stift am Grenzbach ist es heute noch üblich, mittels des Haptstockes zu bestimmten Anlässen Nachrichten weiterzuleiten. Früher war dies auch in den beiden anderen Ortschaften (Nebelberg und Vordernebelberg) der Fall.

Gleichsam wie eine Stafette wird der Haptstock reihum in einer Ortschaft gereicht. Für jeweils ein Jahr ist ein Haus Verwahrer dieses Haptstockes, welcher seinen Aufbewahrungsplatz meist in einer "Tramlucka" der Stube hatte.

Niemand kann mit Genauigkeit sagen, wann der Brauch mit dem Haptstecken aufgekommen sein könnte, doch mit Sicherheit berichtet jeder ältere Erwachsene, daß schon der Großvater und Urgroßvater dieses Instrument lokaler Nachrichtenübermittelung benützt haben.

In der Praxis ist es so, daß an den birnenförmigen gedrechselten Knauf des Stabes ein einfacher Zettel mit einem Reißnagel befestigt wird. Diese kuriose "Post" läuft nun von Haus zu Haus, indem der Empfänger gleichzeitig wieder Beförderer zum nächsten Haus wird. Das geht solange, bis alle Mitglieder der Dorfgemeinschaft verständigt worden sind und der Haptstecka in das Haus des Hauptmannes zurückkehrt.

Das Weiterreichen der Post, d.h. des Haptsteckens, erfolgt in einer immer gleichbleibenden Reihenfolge, wodurch keines der Häuser ausgelassen wird. Dadurch ist allerdings auch gleich die Frage geregelt, wer im nächsten Jahr den Haptstock aufzubewahren hat.
Die Übergabe erfolgte früher am Michaelitag, dem 29. September. Heute wird der Haptstecken nach Abschluß der Ernte oder irgendwann einmal im Herbst zum nächsten Hauptmann getragen und dort zur weiteren Aufbewahrung übergeben.

Einladung zu Bittgängen

Sind es vierzig Häuser, so dauert es demnach ebenso viele Jahre, bis der Hapstecka wieder ins Haus Nr. 1 zurückkommt. Auf diese Weise verteilt sich auch die Mühe und Verantwortung, die mit der Verwaltung dieses Requisits zusammenhängen.
Dem Dorfhauptmann obliegt es nämlich, seine Gemeinde zur Teilnahme an Bittgängen, Feldfrüchten- oder Schauermessen einzuladen und so steht dann auf dem angehängten Zettel etwa folgender Text: "Am 25. Juli ist Betgang nach Rohrbach-Berg. Zusammenkunft um 5 Uhr früh beim Kohlkreuz."
Die Bittprozessionen finden üblicher Weise zwischen den Bittagen, also Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt statt. Der letzte Bittgang erfolgt am Jakobitag, dem 25. Juli.

Der Hauptmann hat ebenso die Messe zu bestellen. Es ist auch seine "Aufgabe", das erforderliche Geld einzusammeln. Früher einmal ist allerdings der Haptstecka nicht bloß für Einladungen zu gottesdienstlichen Veranstaltungen verwendet worden; es wird berichtet, dass die Bauern auf diese Weise zum Wegmachen untereinander aufgerufen hätten oder dass so die Zuleitung des "Gmoawassers" geregelt wurde. Unter diesem Gmoawasser verstand man (z.B. in Vordernebelberg) die Rinnen zur Bewässerung der Wiesen. In kritischen Zeiten wurde das notwendige Wasser jeden Tag einem anderen Nachbarn auf die Wiese geleitet. Wer demnach an der Reihe war, wurde mittels des Haptsteckens mitgeteilt.

Quelle: Heinrich Pfoser, Nebelberg

Siehe auch: Bitttage

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Haptstecken
Foto/Pfoser