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Rudenkirtag

behandelt auch die Begriffe: Rud, Rudentanz, Sierninger Rudenkirtag
     
 
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?

Zeitraum:
Faschingsdienstag
Kategorie:
Volksmusik, UNESCO-Kulturgüter, Faschingszeit

 

Ein etwas stillerer Faschingsbrauch ist der Rudentanz in Sierning am Faschingsdienstag. Ruden - früher Jungmännerbünde -, nach heutigem Verständnis Tanzgruppen aus dem Traunviertel, treffen sich, um den Traunviertler Landler zu tanzen. Darin sind in Gstanzlform die aktuellen Geschehnisse subtil verpackt. Eine elegante Art der Obrigkeit mitzuteilen was Recht ist, denn schon 1732 soll Kaiser Karl V nach einer Jagd dem Rudentanz beigewohnt haben.

Es heißt, dass sich also mindestens seit dem 18. Jahrhundert die Ruden am Faschingsdienstag zum Rudentanz treffen. Mündliche Überlieferungen erzählen von den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Der erste schriftliche Beleg in Form eines Zeitungsartikels stammt aus dem Jahr 1922.

Der Traunviertler Landler wird zelebriert

Bis ins 20. Jahrhundert war der Ländler als ein „Tanz für alle“ speziell im süddeutschen Sprachraum, aber auch darüber hinaus, verbreitet. Im Traunviertel wird eine ganz spezielle Form des Ländlers bis heute von den „Ruden“ – althochdeutsch „roti“, also „Rudel“ – überliefert.
Diese meist bäuerlichen Jungmännerbünde pflegten neben den brauchtümlichen Handlungen im Jahreslauf vor allem den mehrstimmigen Gesang, welcher eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung eines Traunviertler Landlers, dem Kernstück des Rudentanzes, darstellt.

Man nimmt also an, dass seit mehr als 200 Jahren am Faschingsdienstag der Sierninger Rudenkirtag abgehalten wird, an dem die Traunviertler Ruden (Gruppen von ca. vier bis acht Tanzpaaren) zusammen kommen und ihren Landler darbieten.

Neben Musik und Tanz wird dabei ein besonderes Augenmerk auf die jährlich neugedichteten Gstanzln (gesungene vier- bis achtzeilige Reime) gelegt, die durch ihre spöttischen sowie kritischen Anspielungen auf lokale, nationale, globale politische so wie auch gesellschaftliche Ereignisse als „moralisches Korrektiv“ dienen. Gesungen wird beim Traunviertler Landler nur von den Männern, die Damen sind mit ihren Trachten der optische Aufputz des Tanzes.

Seine heute gängige Praxis mit besonders markanten Eigenschaften erreichte der Rudentanz – respektive der dort gepflegte „Traunviertler Landler“ – im Jahre 1947: Das Hinneigen vom ungeraden ¾-Takt zum geraden 2/4-Takt, die acht- statt vierzeiligen Tanzlieder sowie die Pflege des mindestens vierstimmigen Gesangs auch während schwieriger Tanzfiguren. Der elegante Tanz in seiner Langsamkeit als Schreittanz wird mit allen Elementen - Musik, Gesang, Tanz - so richtig zelebriert.

Dabei folgt der Rudentanz meist einem sehr strengen Ablauf, bei dem beispielsweise der erste Durchgang immer stumm getanzt wird, um die Darstellung des Tanzes selbst in den Mittelpunkt zu rücken oder in der letzten Strophe oft die Musikanten spöttisch angesungen werden, um das Ende des Tanzes zu markieren – Abweichungen von den Regeln hängen dabei von den einzelnen Gruppen ab.

Zwei Tanzböden

Das Rudenkomitee lädt jedes Jahr zu einem feierlichen Gottesdienst und zum anschließenden Rudentanz im Forsthof und im Pfarrsaal. Die beiden Tanzböden werden dabei von den Tanzherren betreut. Zu erkennen sind diese an ihrem mit Blumen geschmückten Tanzherrenhut. Im Ortszentrum von Sierning runden an diesem Tag ein Jahrmarkt und eine Maschinenschau den Rudentanz ab.

In Ruden waren früher unverheiratete Burschen zusammengeschlossen. Heute besteht eine Rud sowohl aus Frauen und Männern, egal ob verheiratet oder ledig. Sinn und Zweck dieser Gemeinschaft ist heute vor allem die Pflege des Traunviertler Landlers. Das Pendant zu den Ruden im Traunivertel sind die "Zechen" im Innviertel.

Der Rudentanz in Sierning wurde 2013 in die Liste der Immateriellen Kulturgüter der UNESCO aufgenommen.

Siehe auch: Waldzeller Winterkirtag

    Rudenkirtag
Rudenkirtag 2009 in Sierning
Land OÖ/Linschinger Rudentanz
Rudentanz 2009 in Sierning
Land OÖ/Linschinger