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Kripperlroas

     
 
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?

Zeitraum:
Weihnachtszeit
Kategorie:
Weihnachtszeit, UNESCO-Kulturgüter

 

Ein beschaulicher Weihnachtsbrauch hat sich im Salzkammergut etabliert: die Kripperlroas.

Krippenfiguren sind in manchen Familien in den Krippenorten Ebensee und Bad Ischl fast Familienmitglieder. Wenn man eine neue Figur geschnegert, also laienhaft geschnitzt hat, oder eine neue Figur schnegern hat lassen, so ist man stolz auf diesen Zuwachs und lädt gerne Nachbarn und Freunde ein, um gemeinsam die Krippe mit dem Neuzugang zu bewundern. Auch in früheren Jahrzehnten war das so üblich und mit der Zeit hat sich herumgesprochen, wer bei sich zu Hause eine besonders sehenswerte Krippe stehen hat. Daraus hat sich das Kripperl-Schauen oder die Kripperlroas entwickelt.

Nach den Weihnachtsfeiertagen beginnt sie, die Kripperlroas. In einigen Salzkammergutorten, wie Bad Ischl, der Krippenhochburg Ebensee, oder auch in der Viechtau, jenem Landstrich zwischen Traunkirchen, Großalm und Altmünster, ist es üblich, dass man ausgewiesene Haus- und Kirchenkrippen besucht.
Bis Mariä Lichtmess (2. Februar) kann man sich auf Kripperlroas begeben, das heißt, von einem Haus zum anderen wandern und dort die aufgestellten, oft mehrere Quadratmeter großen Landschaftskrippen oder sogar mechanischen, also bewegten Krippen bewundern.

Die Viechtau bildet mit ihren Eckkrippen noch einmal eine eigene Krippenlandschaft. Stundenlang kann man vor diesen Krippen stehen und staunen. Dabei fallen regionale Figuren mit ungewöhnlichen Namen auf wie „Huß, geh’Melag“, „Vata lass mi a mitgehn“ oder „Urberl mit der Leinwand“. Diese Hauskrippen mit ihren hunderten Figuren sind oft ein Werk mehrerer Generationen. Es kann durchaus vorkommen, dass sich ein oder mehrere Schnegerer, also Krippenschnitzer in einer Figur selbst dargestellt haben. Ebenso haben sich parallel zu diesem Krippenbrauch in der Region Lieder und Melodien entwickelt, die heute noch verbreitet sind. Vor den Krippen wird oft gesungen oder musiziert, der Hausherr erklärt den Besuchern die einzelnen Figuren und Besonderheiten der Krippe.
Die Krippenbesucher opfern einen kleinen Obolus. Der Krippenvater bedankt sich für den Besuch, da jeder Krippenbesucher als Glücksbringer gilt, und wünscht den Krippenschauern ein gutes neues Jahr.

In manchen Orten wie etwa Altmünster oder Ebensee werden auch geführte Kripperlroasen angeboten.

Das Aufstellen und der Besuch der Landschaftskrippen im Salzkammergut wurde im Jahr 2015 in die Liste der Immateriellen Kulturgüter der UNESCO aufgenommen.

Die Ursprünge von szenischen Darstellungen des Weihnachtsgeschehens liegen übrigens im Mittelalter. Franz von Assisi lud am 25. Dezember des Jahres 1223 die Mitmenschen in den Wald bei Greccio ein. Dort hatte er einen Altar errichten lassen, daneben die Szenerie von Bethlehem: eine echte Futterkrippe mit einem aus Wachs geformten Jesuskind darin. Ochs, Esel und mehrere Schafe ließ er herbeibringen. Diese Idee übernahmen in den folgenden Jahren viele und so fasste der Brauch schnell Fuß. Die lebendigen Darsteller aus dem Wald von Greccio wurden durch hölzerne ersetzt, die Szene durch die Heiligen Drei Könige und vielerlei andere Figuren erweitert.

Krippen, wie wir sie heute kennen, wurden in der Zeit der Gegenreformation von den Jesuiten aufgestellt, um den Glauben im Volk zu stärken. Krippen waren aber auch Gegenstand eines staatlichen Verbots: Unter Kaiserin Maria Theresia und Josef II. wurden Weihnachtskrippen aus allen öffentlichen Gebäuden, also auch aus Kirchen, verbannt. Statt offen aufzubegehren, wehrte sich die gläubige Bevölkerung heimlich. Immer mehr, immer aufwändigere Krippen wurden gebaut und entwickelten sich zum Mittelpunkt der familiären Weihnachtsfeiern. Schon zu Adventbeginn begann man die Krippenlandschaften aufzubauen, täglich kamen neue Figuren dazu, am Heiligen Abend schließlich das Jesuskind, und ab Neujahr näherten sich die drei Weisen mit ihren Gaben.

Siehe auch: Steyrer Kripperl, Krippenspiel, Krippe