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Krippe

behandelt auch die Begriffe: Krippenausstellung, Weihnachtskrippe
     
 
Urberl mit der Leinwand
Naz mit da Budahenn
Lampöfånga
Wiagltråga
Weintraubentråga
Våta lass mi a mitgeh'n
Hussmelack
Triffelweiba
Bezeichnung von charakteristischen Krippenfiguren im Salzkammergut
(zitiert nach Ratzenböck, Anneliese und Euler, Andrea: Durchs Leben – durchs Jahr. Aktuelle Bräuche in Oberösterreich. Linz 2008, S. 115)
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
Weihnachtszeit
Kategorie:
Weihnachtszeit, UNESCO-Kulturgüter, Advent

 

Krippen stellen in vielen verschiedenen Varianten die biblische Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu Christi nach dem Lukas-Evangelium dar. In einer Modelllandschaft (Stall, Höhle, Feld, Landschaft bei Betlehem o.ä.) gruppieren sich die Figuren. Die häufigsten Motive dabei sind die Heilige Familie mit dem neugeborenen Jesuskind in der Futterkrippe, Ochs und Esel daneben, die Verkündigung durch Engel an die Hirten auf dem Felde, die Ankunft der Hirten im Stall, die Anbetung der Hirten an der Krippe sowie die Heiligen Drei Könige und manchmal auch Szenen aus dem (historischen) Alltagsleben in Oberösterreich oder lokale Berufe und Bräuche.

Krippen sind in den unterschiedlichsten Größen, künstlerischen Stilen und Materialien (Holz, Ton, Wachs, Papier, Metall, Kunststoff etc.) in den Familien, in Kirchen, Kindergärten und Schulen, auf öffentlichen Plätzen und auf Weihnachtsmärkten zu finden.
In manchen Regionen haben sich eigene Krippenstile entwickelt, wie im Raum Steyr-Ennstal die Kasten- und Naglschmiedkrippen mit ihren z.T. aus Modeln gepressten Loammmandlfiguren, die Viechtauer Eckkrippen, die z.T. vollplastische Loammandlfiguren beinhalten, Mechanische Krippen mit beweglichen Figuren, sowie die Salzkammergut Landschaftskrippe.
Auch private Krippensammlungen laden zu Einblicken in die globale Krippenwelt, wie etwa das Krippenhaus in Steinbach an der Steyr mit Weihnachtskrippen aus aller Welt.

Der Ursprung der Weihnachtskrippe liegt einerseits in den geistlichen Schauspielen des Mittelalters und andererseits in Abbildungen auf spätgotischen Weihnachtsaltären. Die erste urkundlich belegte Krippe stellte der Hl. Franziskus von Assisi im Jahre 1223 mit lebenden Menschen und Tieren auf.

Schon in der Adventzeit beginnt traditionell das Bauen und Aufstellen der Krippen. Besonders beim Aufstellen der raumfüllenden Krippen in Ebensee und Bad Ischl bedarf es an Zeit.

Bei den traditionellen gegenseitigen Besuchen von Krippenbesitzern (Kripperlschauen), aber auch auf der Kripperlroas (von Krippe zu Krippe wandern, auch mit sachkundiger Führung) und in Krippenausstellungen (z.B. Krippenstadt Linz, Kammerhofmuseum Gmunden etc.) kann man zahlreiche Krippen besichtigen und deren Stile miteinander vergleichen.

Beispiele besonderer Krippen:

Kalß-Krippe, Stadtmuseum Bad Ischl

Buchsbaumkrippe von Marian Rittinger (um 1705), Stiftsmuseum Garsten

Krippenschnitzwerke aus der Schwanthaler-Werkstatt (18. Jahrhundert: Pram, Altmünster, Ried u.a.)

Mechanische Krippe (1899-1939) von Karl Klauda und die 58 m² große „Pöttmesser Krippe“ (1930-34: Christkindl bei Steyr)

Linzer Altstadtkrippe von Maximilian Kosmata (1915-1991), Schlossmuseum Linz

Linzer Domkrippe von Sebastian Osterrieder (1864-1932), Neuer Dom in Linz

Steyrer Kripperl (19. Jahrhundert), Steyr

Salzkammergut-Landschaftskrippen als Immaterielles Kulturgut der UNESCO

Die Landschaftskrippen sind typische Volkskrippen, die die biblische Geschichte von der Geburt Christi in eine lokale Szenerie einbetten. Nachdem 1782 Kaiser Joseph II. den Kirchen per „Hofdekret“ das Aufstellen der oftmals sehr prunkvollen Krippen verboten hatte, begannen viele handwerklich Begabte Salzkammergütler, die Krippenfiguren nachzuschnitzen und diese bei sich zu Hause aufzustellen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus den kleinen Kripperln die figurenreichen und oftmals Zimmer füllenden „Landschaftskrippen“.

Das alljährliche Aufstellen und der Besuch von hunderten Landschaftskrippen in Privathäusern in der Weihnachtszeit zeigt die auch heute noch große Bedeutung dieses Brauchs für die Bevölkerung im Salzkammergut.

Ungehindert - oder womöglich aufgrund - der Verbote durch die Habsburger entwickelte sich im Salzkammergut des 19. Jahrhunderts eine spezifische Form des Krippenwesens. Die Besonderheit der figurenreichen, überdimensional großen Landschaftskrippen zeigt sich bereits in der mundartlichen Unterscheidung zwischen Krippen für die kleinen Dreieckskrippen und „Krippö“ für die großen, raumfüllenden Landschaftskrippen.

Charakteristisch ist ebenso die Ausgestaltung, die nicht nur die Landschaft des Salzkammergutes darstellt, sondern auch die Arbeiten und das Leben der Bauern, Hirten, Salinenarbeiter, Holzarbeiter, Jäger und Wilderer sowie das Almleben im Allgemeinen. Dabei haben sich besondere Typen von Figuren herausgebildet.

Die Figuren für diese Krippen schnitzten vor allem Salinenarbeiter und Holzknechte in ihrer Freizeit, wobei auch heute noch die meisten „Schnegerer“ (Schnitzer) Amateure sind. Doch nicht nur die Kunst des Schnitzens wurde und wird von Generation zu Generation innerhalb der Familien weitergegeben. Auch die Gestaltung der zahlreich erhaltenen Landschaftskrippen und das „richtige“ Aufstellen der Krippe und der Figuren ist Teil dieses Wissens. Der alljährliche Aufbau der Krippen in den Privathäusern findet als vorweihnachtliches Ritual meist ab dem 8. Dezember (Maria Empfängnis) statt, wobei das Jesuskind erst am 24. Dezember in die Krippe gelegt wird.

Die Familien räumen oftmals ganze Wohnräume frei, um ihre Kleinode in der Weihnachtszeit bis zum Lichtmesstag ausschließlich für die Krippe und den Besichtigungen durch hausfremde Personen, im Rahmen der sogenannten „Kripperlroas“, zur Verfügung zu stellen. Gerne erzählen dabei die Krippenväter und Krippenmütter die Geschichte ihrer Krippe für ihre Gäste.

Das Aufstellen und der Besuch der Landschaftskrippen im Salzkammergut wurde im Jahr 2015 in die Liste der Immateriellen Kulturgüter der UNESCO aufgenommen.

Siehe auch: Krippenspiel, Kripperlroas, Steyrer Kripperl

    Kirchenkrippe Altmünster
Die Kirchenkrippe in Altmünster von Johann Georg Schwanthaler gilt als Mutterkrippe aller Salzkammergut-Krippen
Foto/Galatz Pöttmesser Krippe in Steyr
Pöttmesser Krippe in Steyr
OÖ.Tourismus/Wiesenhofer Linzer Altstadtkrippe
Linzer Altstadtkrippe von Maximilian Kosmata
Tourismusverband Linz/Presseteam Linz 2008