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Eisheilige

behandelt auch die Begriffe: Eismanna
     
 
„Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei“ lautet eine Bauernweisheit. Jahrhundertelange Wetterbeobachtungen zeigen, dass um Mitte Mai mit erheblichen Kälteeinbrüchen gerechnet werden muss, danach aber die Frostgefahr absinkt. So wurden die zufällig um diese Zeit gefeierten Heiligen kurzerhand zu Eisheiligen erklärt.
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
12. bis 15. Mai
Kategorie:
Tagesheilige, Maibräuche

 

„Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.“

In diesem Ausspruch sind jene Eisheiligen zusammengefasst, die man bei uns in Österreich kennt und derer man von 12. bis 15. Mai gedenkt.
In Norddeutschland führt der Eisheilige Mamertus das Quintett mit seinem Gedenktag am 11. Mai an. „Das lässt sich einfach damit erklären, dass die Kaltluftvorstöße von Norden an der Nord- und Ostsee einen Tag früher wirksam werden, als im Alpenraum“, sagt Mag. Alexander Ohms, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

In einer Zeit fern von Wettersatelliten und computerberechneten Wettermodellen als Unterstützung der Meteorologen bei der Wettervorhersage blieb den Menschen nichts anderes übrig, als sich auf überlieferte Wetterbeobachtungen zu stützen, um ihre Arbeit in der Landwirtschaft zu planen.

Die Unpünktlichkeit der Eisheiligen

„Unsere Daten belegen, dass Mitte Mai zwar Luftfrost schon sehr selten ist, doch Bodenfrost noch häufig auftritt. Die Menschen früher haben das sehr genau beobachtet. Jedoch muss man bedenken, dass vor der gregorianischen Kalenderreform die Eisheiligen erst 11 Tage später begonnen haben. Unsere Eisheiligen kommen auch deswegen oft unpünktlich und frostige Temperaturen sind daher auch in der letzten Maidekade wahrscheinlich“, erklärt der Meteorologe.

Eine alte Wetterregel dazu: „Ehe Pankraz und Servaz nicht vorbei, ist nicht sicher vor Kälte der Mai; oft ist sogar St. Urbanus (25.5) noch ein arger Grobianus.“

Pankraz, Servaz, Bonifaz und Sophie kennt man bei uns als Eisheilige erst seit gut 250 Jahren. Erstmals erwähnt wurden sie in einem Bauernkalender in der Steiermark.
Die Kälteeinbrüche Mitte Mai beobachteten die Menschen aber schon Jahrhunderte zuvor. Auch das ist meteorologisch erklärbar, sagt der Wissenschafter: „ Tiefdruckgebiete über Osteuropa zapfen zu dieser Jahreszeit die in Polargebieten immer noch vorhandene Kaltluft an und führen sie auf direktem Weg nach Mittel- und auch Südeuropa. Da diese Nordströmung oft unter Hochdruckeinfluss gerät, sorgen klare Nächte für Frost.“

Vor den Eisheiligen hatten die Menschen früher großen Respekt. Um die jungen Pflanzen, aber auch vor allem blühende Bäume und Weinreben vor Frost zu schützen hat man Feuer angezündet. Beim sogenannten „Reif-Hoazn“ hat man feuchtes Holz und Laub verbrannt. Der so entstandene Rauchnebel hat sich über Blüten und Triebe gelegt und sie so vor Kälte geschützt. Die Feuer zur Abwehr der Kälte waren in früheren Zeiten weit verbreitet, heute kennt man sie kaum noch.

Bei den vier Eisheiligen handelt es sich um Bischöfe und Märtyrer aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Um sie sind natürlich auch zahlreiche Bauern- und Wetterregeln entstanden. Man versucht, aus den Eisheiligen auch Lostage zu machen: „Wenn es am Pankratiustag schön ist, so ist das ein gutes Zeichen zu einem schönen und reichen Herbst.“
Doch Kälte war nicht gerne gesehen: „Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.“
Auch Mahnregeln sind überliefert: „Wer seine Schafe schert vor Servaz, dem ist die Wolle lieber als das Schaf!“
Das trifft wohl nur auf pünktliche Eisheilige zu, denn: 30,4 Grad wurden zu Sophie am 15. Mai 1997 in Gmunden gemessen und 30,2 Grad am 13. Mai 1998 in Hörsching. Ungeschorene Schafe bevorzugen da wohl die übliche Durchschnittstemperatur für Mitte Mai von 19 Grad oder die Schafskälte…