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Krippenspiel

behandelt auch die Begriffe: Hirtenspiel, Ischler Krippenspiel
     
 
A: „Wer klopfet an?“ B: „Oh zwei gar arme Leut'.“
A: „Was wollt ihr denn?“ B: „Oh gebt uns Herberg heut! Euch durch Gottes Lieb' wir bitten, öffnet uns doch Eure Hütten!“
A: „O nein, o nein!“ B: „Ach lasset uns doch ein!“
A: „Das kann nicht sein! B: „Wir wollen dankbar sein.“
A: „Nein, es kann einmal nicht sein, drum geht nur fort, Ihr kommt nicht rein!“
Lied zur Herbergsuche
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
Advent
Kategorie:
Weihnachtszeit, Advent

 

Im Mittelalter war es in der Advent- und Weihnachtszeit weit verbreitet, dass Laien geistliche Schauspiele des Weihnachtsevangeliums aufführten, z.B. am Heiligen Abend in der Kirche.

Der Überlieferung nach war es Franz von Assisi, der in Italien im Wald von Greccio im Jahr 1223 zum ersten Mal das Weihnachtsgeschehen mit Mensch und Tier lebendig darstellte.

Heute sind szenische Aufführungen des Weihnachtsgeschehens besonders in Kindergärten, Schulen und Kirchen sowie im Rahmen von Adventsingen beliebt.
Bei diesen Krippenspielen stellen die Kinder mit verteilten Rollen die Weihnachtsgeschichte nach und singen traditionelle Advent- und Hirtenlieder zu musikalischer Begleitung. Beliebte Motive sind dabei die vergebliche Herbergsuche von Maria und Josef, der Hochmut der geizigen Herbergsbesitzer, die Geburt Jesu Christi im Stall, die Verkündigung an die Hirten auf dem Felde und die Anbetung der Hirten an der Krippe.
In den letzten Jahren wurden aber die traditionellen Krippenspiele modernisiert - nicht immer ist die Kernszene mit dem Kind in der Krippe Teil des Spiels. Vielmehr bemühen sich zeitgenössische Autoren stimmige Geschichten rund um das Weihnachtsgeschehen zu erzählen. Im Salzburger Adventsingen wird dies etwa jedes Jahr zu einem szenischen Oratorium ausgebaut.

Ischler Krippenspiel

Das Ischler Krippenspiel ist das älteste religiöse Volksspiel Österreichs. Das traditionsreichste Krippenspiel des Landes ist vermutlich zwischen 1590 und 1630 entstanden, seine Wurzeln sollen aber bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Erste dokumentierte Niederschriften stammen aus dem Jahr 1654. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen von Univ.Prof. Dr. Franz C. Lipp in den 1950er-Jahren handelt es sich dabei allerdings nur um Abschriften eines älteren Textes. Eine dieser Niederschriften des Ischler Weihnachtsspieles entstammt zum Beispiel dem „Ischler Codex“. Dabei handelte es sich um ein handschriftliches, in Leder gebundenes Büchlein, das allerdings seit Jahren im Privatbesitz als verschollen gilt.

Eine Blütezeit erlebte das Spiel in den 1860er-Jahren unter dem Pfarrherren Ferdinand Auböck. Er ließ unter anderem seinen damaligen Pfarrer Anton Reidinger daran arbeiten. In dieser Zeit hat sich Anton Reidinger in Bad Ischl das erste Mal mit Mundart-Weihnachtsliedern beschäftigt. Das heute Berühmteste dieser Art hat er, mit den Eindrücken aus dem Salzkammergut im Kopf, wenige Jahre später bei einer seiner nächsten Stationen, im Innviertel selbst geschrieben: Es wird scho glei dumpa.

Einen besonderen Höhepunkt erlebte das Ischler Krippenspiel im Jahr 1870. Damals wurde es nicht zur Weihnachtszeit sondern im Hochsommer, am 18. August aufgeführt. Dies war anlässlich der Feierlichkeiten zum Geburtstag von Kaiser Franz Josef, der seine Sommer in der Kaiservilla in Bad Ischl verbrachte.

Nach längeren Pausen wurde das Spiel nach beiden Weltkriegen wieder belebt. Sowohl in den 1920er-Jahren als auch, angetrieben vom Ischler Stadtrat Binna, rund um Weihnachten 1945. Seit der 300-Jahr-Jubiläumsaufführung im Winter 1955/54 unter Maria Zierler wird das Stück alle vier Jahre von der Volksspielgruppe Bad Ischl aufgeführt. Nach vielen Aufführungen im Ischler Pfarrheim ist es im Jahr 2011 in die wunderschöne Kulisse der Ischler Stadtpfarrkirche St. Nikolaus gezogen.

Das Ischler Krippenspiel wurde zum letzten Mal zu Weihnachten 2015/2016 aufgeführt und ist zum nächsten Mal in der Weihnachtszeit 2019/2020 zu sehen!

Siehe auch: Adventsingen, Krippe