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Heiliger Abend

behandelt auch die Begriffe: Bescherung, Christmette, Mettennacht, Mitternachtsmette
     
 
Vater unser im Himmel schütze dieses Haus, Glück herein, Unglück hinaus.
Spruch zum Räuchern („Rauka gehn“) am Heiligen Abend im Stodertal
(Zitiert nach Neulinger, Erika: Altes und neues Brauchtum im Stodertal. Linz 1998 (Eigenverlag), S. 87)
Wo wird der Brauch in OÖ gelebt?
Gesamt OÖ

Zeitraum:
24. Dezember
Kategorie:
Raunächte, Weihnachtszeit

 

Weihnachten ist das christliches Fest von der Geburt Christi. Der erste Weihnachtstag fällt auf den 25. Dezember und feiert die Geburt Jesu in Bethlehem, wie sie im Matthäus- und Lukasevangelium beschrieben wird. Nach Ostern ist es das wichtigste Fest im Kirchenjahr. Da in den Evangelien keine Angaben zum genauen Datum der Geburt gemacht werden, ist nicht sicher, dass Jesus tatsächlich an diesem Tag geboren wurde.

Eigentlich wird das Weihnachtsfest erst seit 354 gefeiert, als Papst Gregor den 25. Dezember zum Tag Jesu Geburt erklärte. Damit folgte er der frühen Kirchenpolitik, die dazu tendierte, heidnische Riten mit ihren eigenen Festen zu vereinen. Der heidnische Glaube hatte bereits seit jeher die Wintersonnenwende und das Herannahen des nächsten Frühlings zelebriert.

Heute wird das, was derzeit unter dem Fest Weihnachten verstanden wird, oft schon am 24. Dezember, am Heiligen Abend gefeiert. Unter der Bezeichnung „Heiliger Abend“ wird allgemein der ganze Tag des 24. Dezembers verstanden. Nachdem eben im vierten Jahrhundert das Weihnachtsfest auf 25. Dezember verlegt worden war, wurde Mitte des 6. Jahrhunderts eine Vigil eingeführt, die volkstümlich „Heiliger Abend“ genannt wird.

Weihnachten, wie wir es heute kennen, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Sinnbild ist der lichtergeschmückte Weihnachtsbaum. Man singt Weihnachtslieder und schrieb auch einige Neue, meist nach traditionellen Weisen. Der Brauch des Liedersingens stammt ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Heute ist Weihnachten ein ebenso weltliches wie religiöses Fest.

Am Vormittag und frühen Nachmittag werden in den meisten Familien die letzten Vorbereitungen für das festliche Abendessen getroffen, der Christbaum wird geschmückt, die Krippe aufgestellt, die nachmittägliche Kindermette besucht und manchmal ein Friedhofsbesuch abgestattet.

Der Heilige Abend gilt auch als zweite der vier Hauptraunächte. Mit Einbruch der Dunkelheit gehen viele mit dem Räucherpfandl durch Haus und Hof räuchern, um mit Weihrauch oder Myrrhe böse Geister zu vertreiben und Schutz und Segen herabzubitten.

Schon die Vorweihnachtszeit ist von starken kommerziellen aber auch besinnlichen Aktivitäten geprägt. Brauch ist es, sich zu Weihnachten oder am Heiligen Abend im Kreis der Familie zu treffen und sich gegenseitig Geschenke zu machen. Die Bescherung, das Auspacken dieser Geschenke findet bereits am Weihnachtsabend statt. Für die Kinder erfand man gute Gabenbringer wie einst das Goldene Rössel, das traditionell verbreitete Christkind sowie neuerdings den Weihnachtsmann.

Die Bescherung besteht traditionell aus dem Vorlesen des Weihnachtsevangeliums neben dem kerzenbestückten Christbaum und dem Singen von Krippen- und Weihnachtsliedern (die bekanntesten Weihnachtslieder sind sicherlich „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „O Tannenbaum“, „Ihr Kinderlein kommet“, „Oh du fröhliche“, „Es wird scho glei dumpa“ und „Alle Jahre wieder“). Gelegentlich zündet man eine Kerze für die verstorbenen Familienmitglieder an.

Den Abschluss der Feier des Heiligen Abends bestimmt die Christmette. Diese beginnt traditionell zu Mitternacht. In vielen Pfarren ist die Mette aber auch schon am früheren Abend angesetzt. Mancherorts ist es üblich, das Turmbläser mit festlichen Bläserweisen vom Kirchturm herab gespielt, die Besucher der Mitternachtsmette empfangen.

Der Heilige Abend gilt als Fasttag. Erst nach dem Mettengang zur Mitternachtsmette wurden die sogenannte Mettensuppe oder die Mettenwürste aufgetischt. Heute wird am Heiligen Abend aber meist ein üppiges und exklusives Mahl eingenommen. Es hat sich eingebürgert, dass Karpfen, Fleisch- und Käsefondue sowie Raclette-Grill was als besonders gesellig gilt, kalte Platten oder andere feine Gerichte, aber auch traditionelle Speisen wie Bratwürstel und Sauerkraut, oder gar eine Schnittlsuppe, eine Brotsuppe mit gekochtem Schweinefleisch serviert werden. Als Nachtisch und zum geselligen Beisammensitzen greift man gerne zu Kletzen- oder Störibrot, Weihnachtskeksen und Lebkuchen.

Mystik und Aberglaube der Heiligen Nacht

Vielfältig sind die Geschichten, die sich die Leute über alles Übersinnliche in der Heiligen Nacht erzählen. Die Nacht von 24. auf 25. Dezember ist die an abergläubischen Phänomenen Reichste. Für wenige Stunden steht dem Menschen der Einblick in die Zukunft offen und man vermag wieder einmal zu erkennen, wie sich das kommende Jahr geben wird. Man bedient sich dabei zahlreicher teils skurriler Orakelbräuche und es gilt, wie in jeder Raunacht, Gebote und Verbote einzuhalten. Auch Abwehrriten gegen Geister, Dämonen und die Wilde Jagd sind weit verbreitet.

Schneidet man als Mädchen in der Heiligen Nacht eine weiße Zwiebel und streut Salz darauf, so werden sich bis am Morgen die Züge des zukünftigen Gatten abbilden. Wer beim Heiligabendleuten die Schlösser von Türen und Truhen schmiert, dem bringt dies Reichtum. Wer in der Heiligen Nacht die Treppe scheuert, der stirbt binnen eines Jahres.

Zwischen elf und zwölf Uhr soll man in der Weihnachtsnacht den Hühnern Speck zu fressen geben, dann sind sie im nächsten Jahr vor dem Habicht geschützt.
Vor dem Mettengang war es üblich ein am Heiligen Abend gelegtes Ei aufzuschlagen. Nach der Rückkehr der Mette sieht man in den Topf und deutet die Formen, die das zerronnene Ei bildet.

Mit Schüssen in der Heiligen Nacht sollen böse Geister und Dämonen von Haus und Hof ferngehalten werden, sowie die Fruchtbarkeit der Bäume erhöht werden.

Dem Volksglauben nach kann man in der Heiligen Nacht auch die Tiere im Stall und im Wald sprechen hören.

Verschiedene Gestalten, meist aus der Armen Schicht, zogen früher durch die Dörfer um Gaben zu erbitten, gleichzeitig galten sie aber auch als Glück- und Segensbringer für das kommende Jahr.

Siehe auch: Raunächte, Christkind, Christtag, Weihnachtsbäckerei, Christbaum, Krippe, Turmblasen

    Christbaum
Kinder bei der Bescherung am Heiligen Abend
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Foto/Galatz